[ Weiterlesen ] Blaskapelle Fegerländer

Die Fegerländer spielen in der klassischen böhmischen Besetzung.  Der Gesamteindruck ihres Vortrages: Die Formation wirkt motiviert, spielt mit Enthusiasmus und Freude, entspannt, solide und mit einem spürbaren, musikalischen Fingerspitzengefühl. Walter Grechenig am Schlagwerk, "das Zugspferd der Formation", versprüht Vitalität und Begeisterung, mit der er nicht nur die Musiker "anzustecken" vermag. Sein unbändiger Einsatz wirkt gewinnend auch beim Publikum.   "Im Dienst", d.h. während der Performance trägt er den Logo-Hut, "Logo". Damit sorgt er auch dafür, dass die äußere Gesamtoptik den feinen  Schliff bekommt.

In der Pause kontaktierte ich Walter. Meinetwegen kam er kaum zum servierten Essen. Ich wollte mich nur vergewissern, dass ich soeben einer neuartigen Entwicklungsrichtung auf der Spur bin. Von Walter erfuhr ich, dass die Formation ihren Tätigkeitsschwerpunkt  - "Die volkstümliche Big Band" - bereits im Untertitel trage. Ferner bestehe das Repertoire der Blaskapelle aus überwiegend nicht böhmischen Kompositionen.  Und was hätten sie im  Repertoire nun  wirklich? Ein beachtlicher Teil von Kompositionen ist aus der Feder von ihm "himself". Die Blaskapelle prägt ihren eigenen Weg. Zugehörigkeit zu einer Stil-Richtung ist derzeit nicht aktuell.

Als die Blaskapelle dann paar Augenblicke später im Programm fortfuhr, erinnerte ich mich an die  Beteiligung der Fegerländer an der letzten so genannten "Europäischen Meisterschaft in böhmischer Blasmusik". Nur nebenbei sei erwähnt, dass die  "Meisterschaft" von vielen aufrichtigen Fans der böhmischen Blasmusik als ein Affront empfunden wird. Meiner Auffassung nach geht es dabei um nichts anderes als durchsichtige Geschäftsmachenschaften.  Die Fegerländer - wie bekannt -  sind dabei mit einem "Pickerl" davon gekommen, mit dem sie nun ihre Web-Seiten schmücken. Hmm. Es erinnert irgendwie an  "Urlaubresort des Jahres 2009".  Pickerl sind  "IN".Und der Nachsatz? Die Fegerländer überzeugen vor Ort, sie benötigen keine "Glanzaufkleber", die nur Verwirrung stiften.

Die Blaskapelle Fegerländer ist eine ziemlich junge Formation. Die Gründung wurde von Walter Grechenig im Jahr 2006 angeregt, der seinen Lebensunterhalt als Schlagzeug-Lehrer bestreitet. Ideen zur Gründung von Kapellen kommen oft vor allem dann auf, wenn die Quelle von motivierten und talentierten Musikern nicht allzu weit entfernt liegt. Die Mitglieder der Blaskapelle Fegerländer rekrutieren sich aus keiner homogenen musikalischen Ausbildungsumgebung.  Die erstklassige Spielweise der Blaskapelle ließe eine derartige Vermutung durchaus zu. In der Formation gibt es Musiker mit Ausbildung, Konservatorium-Absolventen, Musikschüler, aber auch Mitglieder, die ihrem täglichen Fachberuf nachgehen und sich lediglich in ihrer Freizeit mit der Musik beschäftigen.  Den musikalischen Heimatort dürfte aber die Musikschule Spital an der Drau in Kärnten darstellen.

Abschließend noch eine kleine Reflexion. Der Flussname "Drau" ist abgeleitet vom Slawischen "Dravá" (Der Fluss ist im Slawischen vom weiblichen Geschlecht). Mit  "Dravá" verbindet man im Slawischen so viel wie "die Ungezähmte, die Wilde, die Reißende". Parallelen kommen auf. Die Blaskapelle Fegerländer sollte daher die "Drau" als Symbol ihrer Spielweise ins Blaskapellenwappen aufnehmen:-)

Für mich war es ein großes Vergnügen, die Blaskapelle Fegerländer an dem genannten Samstagabend zu erleben. Das Stück "Andulka Šafářová" von František Kmoch (2. Stück im Video) wurde mit einer hinreißenden Frische vorgetragen, die meine Gefühle berührte.

S.a. Fotoalbum