Vor 98 Jahren wurde im Monat Jänner die "Fürstin der mährisch-slowakischen Lieder", die Texterin lyrischer Lieder  Marie Kolomazníková geboren.


Marie Kolomazníková
1916-01-21, Zástřizly u Uh. Hradiště
2003-12-27, Uherské Hradiště

Slávek Smišovský: "Mariechen, welche Beziehung haben Sie zur (Burg) Buchlov?"
"Eine herrliche! Wollen Sie, ich werde Ihnen darüber ein Lied schreiben. Werden Sie zu Hause sein? Ich kann es Ihnen am Telefon vorsingen."

Und so entstand "der Garten Mährens"

Musik Blahoslav Smišovský
Text Marie Kolomazníková
Gesang
Vojtěch Horký
  Blaskapelle Stříbrňanka
kapelník Vojtěch Horký

"Breite Niederung, fruchtbare Ebene,
Gärten, Felder, Weingärten,
welche Pracht,
von Hradiště entfernt,
nicht allzu weit,
Burg Buchlov, der Wälder König,
ohne Streit,
aus uralten Zeiten, auf dem Felsen,
steht hier,
in majestätischer Tracht."

... ... ..."

Marie Kolomazníková stammte aus einer Familie mit 4 Kindern. Die Liebe zur Heimat, das Gefühl fürs Schöne und Musik pflegte in den Kindern der Vater, der Schuldirektor in der kleinen Gemeinde Zástřihy,  einige Kilometer westlich von der Burg Buchlov entfernt. Die ganze Familie besuchte die Burg beinahe regelmäßig. Vom höchsten Burgturm bietet sich eine herrliche, breite Aussicht auf ein ansehnliches Stück Mährens. Bei schönem Wetter konnte man selbst bis zum March-Fluss sehen. Der Vater, ein Pädagoge, versäumte nie, in den Burghöhen den Kindern eine passende Metapher zum Besten zu geben:
"Kinder, dies ist meine Heimat.
Hier singen die Vögel anders,
hier scheint die Sonne anders."

Marie Kolomazníková, in ihrem Beruf als Lehrerin tätig, behielt sich ihr enges Verhältnis zur Poesie, der Folklore, der Tradition sowie Musik ihr ganzes Leben lang. Die Poesie "trug" sie - so zu sagen - in sich. Sie hatte ein unglaubliches Gespür für die Erfassung einer Situation mit ihrer verbalen Invention. In der Regel schaffte sie im gegebenen Augenblick unmittelbar die Zusammenhänge mit einigen kurzen poetischen Schattierungen zu erfassen.  

Sie arbeitete mit einer Reihe von Komponisten zusammen, zu denen an erster Stelle  Slávek Smišovský zu nennen ist. Sie war so zu sagen seine "Hoftexterin". Die Gefühlsseiten beider waren beinahe stets in Resonanz. Zu den weiteren Komponisten, für die Marie Kolomazníková Texte verfasste, gehörten  vor allem Jiří Vrána, Jaroslav Vinklárek, Václav Maňas Jun. Marie Kolomazníková unterhielt auch eine enge musikalische Beziehung zu Blaskapellen. Zu diesen gehörten insbesondere Stříbrňanka, aber auch Mistříňanka, Vlčnovjanka, Šohajka, Bojané, Novovešťanka, Vracovjanka, Ostrožská kapela und andere. Mehr als fúnf Jahrzehnte unterhielt sie einen literarischen Kontakt zu Stanislav Pěnčík.

Es ist unter anderem auch interessant, dass sie sich in ihrem aktiven Alter nicht nur der Poesie widmete, sondern unterschiedlichsten Tätigkeiten mit praktischem Charakter, was man bei einer künstlerisch veranlagten Persönlichkeit nicht ohne weiteres erwarten würde. (Als eine kleine Kuriosität kann hier erwähnt werden, dass Marie Kolomazníková auch eine Approbation als Fussball-Schiedsrichterin besaß. Sie beschäftigte sich aber auch mit fachmännischer Bearbeitung von Holz und Eisen und verfolgte auch andere Tätigkeiten.)

Zu einem ihrer letzten Texte gehört auch folgende poetische Splitter:

Apfelbaum

"Im Garten ein Apfelbaum,
fünf Jahre alt,
heuer blühte er auf,
eine Braut in Pracht,
fünf rosa Blüten und
in der Taille schlank,
einer Brautjungfer gleich,
im Einklang.

Schön, das erste Mal,
bisschen verlegen gar,
der  Wind streichelt,
zaust ihr üppiges Haar,
Bienchen flogen heran,
nach Honig duften,
die fünf Blüten und
die Braut besuchten.

Der Sommer verging,
der Herbst kam,
freut sich die Braut,
ohne Scham,
in anderer Schönheit,
steht sie hier,
fünf rote kleine Wangen lachen,
in vergnügter Manier."
(Alles stets meine Übersetzungen)


Interview mit Stanislav Pěnčík

Gelegentlich wird erwähnt, dass der Begriff "Fürstin der mährisch-slowakischen Lieder" von Pěnčík kreiert wurde. Wahr ist vielmehr, dass  Stanislav Pěnčík in seinem Buch "Wenn die Flügelhörner erklingen", aus dem ich unter anderem auch schöpfte, klar anführt: "Mögen noch lang Worte jener gelten, die Sie (dh. Frau Kolomazníková), mit großer Bewunderung, die "Fürstin der mährisch-slowakischen Lieder" bezeichnet haben.
(Soweit zur Richtigstellung.)

Viz. také / Siehe auch
    Skladatel Blahoslav Smišovský - Odešla legenda moravské dechovky / Komponist Blahoslav Smišovský - Legende der mährischen Blasmusik hat uns verlassen

siehe auch
2009-07-16: Hrad Buchlov, Reisefotos