Evropský portál české dechovky / Europäisches Portal böhmischer Blasmusik / European portal of Bohemian brass EVROPSKÝ PORTÁL ČESKÉ DECHOVKY
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Skladatel Jaromír Vejvoda / Komponist Jaromír Vejvoda

Jaromír VejvodaJaromír Vejvoda gehört zweifelsohne zu einem der bedeutendsten Komponisten der böhmischen Blasmusik in seiner Heimat. Zur Welt kam er am Freitag den 28. März 1902 in Zbraslav, einer kleinen Gemeinde am südlichen Stadtrand von Prag (heute ist es ein Prager Stadtviertel), ausgerechnet genau zwei Wochen nach der Geburt von Josef Poncar sowie eine Woche nach der Ankunft von Karel Vacek. Die Sternkonstellation muss es mit der böhmischen Blasmusik sichtlich gut gemeint haben. Es wurden uns „drei März-Könige der böhmischen Blasmusik“ geschenkt.

Jaromír Vejvoda wuchs in einer Familie mit langer musikalischer Tradition auf. Die Vejvodas waren durch ihr Musizieren in weiten Teilen der Gegend von Zbraslav bekannt . Der Name Vejvoda stand beinahe als Synonym fürs Musizieren. Der Urgroßvater Josef, geboren im Jahre 1834, vom Beruf konzessionierter Maurer, gründete eine Blaskapelle, in der seine fünf Söhne spielten, einer von ihnen Josef.


Zelené háje - Lieblingsstück des Komponisten  (komp. 1944), Text Ladislav Jacura
Gesang Josef Oplt, Ivan Trnka

Dieser Josef Jun., geboren am 5. Juli 1871, übernahm nach seinem Vater den Maurerbetrieb. In guter Familientradition spielte er mehrere Instrumente, Geige, Flügelhorn, Becken, Kontrabass und Querflöte. Er übernahm vom Vater den Ehrgeiz sowie Anfang des Jahrhunderts auch den Taktstock. Er soll ein ausgezeichneter Kapellmeister gewesen sein. Im Jahre 1919 ging ein gut eingeführtes Wirtshaus unter dem Namen ´Am Eck´ in seinen Besitz über, Jahrzehnte später auf Wirtshaus "Škoda lásky" umbenannt. Josef Vejvoda Jun. hatte wiederum sechs Kinder, eines davon Jaromír, der im besagten Jahr 1902 geboren wurde.

Jaromír zeigte - nicht zuletzt durch die vielfältigen musikalischen Aktivitäten in der unmittelbaren Verwandtschaft ziemlich früh seine klare Neigung zum Musizieren. Von seinem zarten Kindesalter an lernte er Geige, später Flügelhorn - Instrumente und Lehrer gab es genug in der Familie. Jaromír Vejvoda erzählte später, warum er "zwingend" den gleichen Weg einschlug wie seine Vorfahren: "Mein Opa war Kapellmeister, der Onkel war Kapellmeister, mein Vater war freilich auch Kapellmeister, was blieb mir dann übrig, als auch Kapellmeister zu werden :-)". Es wird tradiert, dass bei irgendeinem Anlass die Vejvoda-Blaskapelle mit zwanzig Vejvoda-Musikanten aufspielte. Das musikalische Fundament erhielt Jaromír während seines Bundesheerdienstes bei der Brünner Militärmusik. Als Einundzwanzigjähriger rüstete er ab und kehrte zurück zur Blaskapelle seines Vaters.

In seinen Erinnerungen führte er an: "Zbraslav war zu der Zeit ein beliebter Ausflugsort am Stadtrand von Prag, am Wochenende gab es immer viele unterhaltungssüchtige Gäste aus der Stadt. Wir spielten wo es nur ging, im Familien-Restaurant ´Am Eck´, später dann im Hotel meines Onkels ´Bei Vejvodas´. Wir spielten in unterschiedlichen Partien beinahe täglich, auf jeden Fall am Wochenende."

Na ružkuDie Blaskapelle sowie den Taktstock erbte Jaromír von seinem Vater ein Jahr später nach seiner Rückkehr vom Militärdienst. Die Kapellmeistertätigkeit sowie der große Bedarf an einem abwechslungsreichen Repertoire motivierten ihn dazu, wie es so oft auch heute der Fall ist, eigene Kompositionen für die Blaskapelle zu schreiben.

An die Entstehung seiner ersten Komposition erinnerte sich Jaromír Vejvoda mit folgenden Worten: "Im Herbst 1929 saß ich beim Klavier in unserem Wirtshaus und klimperte nachdenklich vor sich hin. Auf einmal kam es mir, dass ich schon mehrere Male immer die gleiche Melodie spiele und ständig kehre zurück. Sie gefiel mir und so begann ich, sie weiter zu entwickeln, bis ich eine neue Polka für die Blaskapelle hatte. Wir begannen sogleich dieses Stück unter dem Namen ´Modřanská polka´ in meiner Blaskapelle zu spielen. Die "ins Ohr" gehende Komposition hatte aber keinen Begleittext. Dieser wurde erst im Jahre 1934 von keinem Geringeren als von Vašek Zeman dazu geschrieben. Davor wurde die Polka aber noch im Trio-Abschnitt ergänzt. Die Polka bekam nach dem frischen Text auch gleich einen neuen Namen. "Škoda lásky".

Foto links:  ehemaliges Wirtshaus "Auf der Ecke" (Restaurant "Na růžku"), heute Restaurant "Škoda lásky"

Die meist aufgeführte Polka des 20. Jahrhunderts (Schutzverband der Autoren OSA) erblickte das Licht der Welt. Die erste Aufnahme auf eine Schallplatte wurde von der "Benešova dechová hudba pražská" in ESTA-Studio gemacht. Mittlerweile wurde diese Polka in verschiedensten Interpretationen gespielt und der Text in viele Sprachen, u.a. auch ins Japanische übersetzt. Interessant ist auch die Tatsache, dass früher der Name des Autors bei all der Polka-Popularität kaum erwähnt wurde. In diesem Zusammenhang ist auch eine überlieferte, lustige Erzählung erwähnenswert, eher die "Modřanská polka" im Prager Musikverlag Hoffmann erschien. In diesem Verlag kaufte Vejvoda regelmäßig Notenausgaben für die eigene Blaskapelle. Die Frau Hoffmann, die Chefin des Ladens kannte ihn gut, weil er zu regelmäßigen Gästen zählte und deshalb eine besondere Ermäßigung genoss. Sie wusste auch, dass er aus Zbraslav ist. Bei einem seiner Besuche im Geschäft fragte sie ihn als Gebürtigen Zbraslaver, nichts ahnend, ob er vielleicht den Komponisten von der berühmten "Modřanská polka" nicht kenne. Die Verlagsrechte verkaufte Jaromír Vejvoda an den Verlag um lächerliche 150 Kronen.

Die Polka erfuhr eine rasante Verbreitung in ganz Europa. Einige Jahre danach wurde sie als Rosamunde in Deutschland schlagartig verbreitet. Einen entscheidenden Durchbruch kam aber erst, als die Polka den amerikanischen Kontinent erreichte und dort unter dem Namen "Roll out the barrels" eine feuerbrunstartige Verbreitung erfuhr. Dort wurde sie von allen bekannten Formationen gespielt und gesungen. Während des 2. Weltkrieges wurde sie daher auch auf beiden Frontseiten gesungen. Für die Alliierten soll es sogar eine Art "Kampfhymne" unter den Soldaten gewesen sein. Die Polka erreichte eine derartige Verbreitung, dass sie von einigen Ländern als eigenes Volksgut angesehen wurde. Bekannt ist unter anderem die heitere Episode, wo der damalige deutsche Außenminister Genscher behauptete, es handle sich um ein deutsches Lied :-)

Jaromír Vejvoda bereiste mit seiner Blaskapelle nicht nur die ganze Heimat, sondern wurde oft zum Gastspiel im Ausland eingeladen. In den 60-er Jahren spielte er regelmäßig für Landsleute in Wien.

Die gigantische Popularität ließ Vejvoda sein ganzes Leben ziemlich unberührt. In dem Zusammenhang wusste er zum Besten zu geben: "Weltlicher Ruhm ist wie Feldgras. Ich war immer bestrebt, Melodien zu schreiben, die sich gewöhnliche Leute leicht merken können und diese auch mit Freude singen würden." Er war ein arbeitsamer, bescheidener Mensch. Vejvoda trank keinen Alkohol und das Gleiche verlangte er auch von seinen Musikanten.

Der Nachlass von Jaromír Vejvoda besteht natürlich nicht nur aus "`Škoda lásky", einer Komposition, die im Spielbestand jeder böhmisch spielenden Blaskapelle ihren fixen Platz einnimmt. Er hinterließ der Nachwelt über 80 Kompositionen, von denen einige zum Fixum im Repertoire unzähliger Blaskapellen in seiner Heimat gehören. Zusammen mit dem "Hoftexter" Vašek Zeman erblickten das Licht der Welt sehr populäre Stücke wie etwa "Zelené háje" (Lieblingspolka des Autors), "Já ráda tancuju"; "Černý kos"; "Kdyby ty muziky nebyly"; "Jednou, dvakrát", "Už je to dávno", "Snubní prstýnek"; "Psaníčko po letech"; "Ty to víš", "Ty nemáš srdce" usw. Nach der Kanada-Emigration von Zeman arbeitete Vejvoda mit dem Texter Ladislav Jacura zusammen.


Nach dem 2. Weltkrieg zog Jaromír Vejvoda nach Modřany um, wo er bis zu seinem Tode lebte. Er starb am 13. November 1988 und fand seine Ruhestätte in der geliebten Heimat Zbraslav.

Zu seinen Ehren wurde in Zbraslav das Blasmusikfestival "Vejvodova Zbraslav" ins Leben gerufen, das dieses Jahr am 26. bis 28. September bereits zum 13-ten Mal stattfindet.

Mit dem Abschied von Jaromír Vejvoda endet die musikalische Dynastie Vejvodas keineswegs. Jaromír Vejvoda hinterließ drei Söhne, die sich gewissenhaft um den Nachlass ihres Vaters kümmern. Die musikalischen Aktivitäten wurden insbesondere von Josef Vejvoda übernommen, einem Jazz-Fan und ambitionierten Komponisten, der anlässlich des nicht erlebten 90-ten Geburtstages seines Vaters die Vejvoda-Blaskapelle revitalisierte. Somit kann die Blaskapelle der Vejvodas nun auf eine 150 Jahre lange Existenz zurückblicken. Ein weiteres Bestehen der musikalischen Dynastie scheint durch die ebenfalls musikalisch aktive Tochter sowie ihren Nachwuchs für die nächsten Generationen gesichert zu sein.

Aus Zeitmangel, Übersetzung ins Tschechische nach Request (E-Mail) / Z nedostatku času přeložím do češtiny až na vyžádání (e-mail).
 

- CZ - Povím vám, proč mám rád dechovou hudbu a proč jsem jí oddaně sloužil: protože jejím základem je dech. Bez dechu není života, dech je tvořivá síla.
Naši dědové a otcové to věděli, a kdo to chce dnes popírat, je sám proti sobě.
Česká dechovka nezahyne, její krásná živá tradice to nedovolí.
-- Ladislav Kubeš st.
- DE - Ich sage ihnen,warum ich Blasmusik liebe und warum ich ihr hingebungsvoll mein ganzes Leben diente: Die Grundlage fúr die Blasmusik ist der Atem.
Ohne Atem gibt es kein Leben, Atem ist Schöpfungskraft. Unsere Opas und Väter wussten dies, und wer das bestreiten will, ist selbst gegen sich.
Die böhmische Blasmusik wird nicht untergehen, ihre schöne Tradition erlaubt es nicht.
--Ladislav Kubeš Sen.


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