[ Weiterlesen ] Komponist Josef Konečný und seine Šestka (Josefkapelle)

Der Humor gemeinsam mit der Blasmusik bilden im Leben des Komponisten Josef Konečný das beste Heilmittel, alle Lebenssituationen zu meistern (Jožka benutzt gerne in dem Zusammenhang den Begriff "Medikament"). Es gibt eine Reihe von lustigen Begebenheiten, die ein Zeugnis über seine innere gemütliche Verfassung sowie Erhabenheit in vielen kuriosen Lebenssituationen abgeben. Es ist angebracht, hier ein Paar Kostproben zu bieten, die seinen Humorzugang dokumentierten.

Wie allgemein bekannt, tritt die Josefkapelle in einer Minimalbesetzung von 6 Musikanten ohne Gesangsbegleitung auf. Das ist für mährische Verhältnisse ziemlich unüblich, wo der Gesang in der Regel einen integralen Teil der musikalischen Äußerung darstellt. Jožka macht in der Regel die Besucher darauf aufmerksam, dass die Blaskapelle keine Sänger hat. Wer von den Besuchern will, kann mit der Blaskapelle singen. So ereignete sich auch einmal beim Auftritt in Bad Luhačovice (das mährische "Karlsbad"), dass sich ein Sänger-Interessent meldete. Er sang also mit der Blaskapelle recht gut. Während der Veranstaltung fiel aber Jožka auf, dass ihr neues "Mitglied" alle Getränke konsumierte, die für die ganze Blaskapelle aufs Podium gestellt wurden. Sehr dezent machte Jožka den Gast darauf aufmerksam mit der Bemerkung ob es nicht ginge, dass auch er vielleicht Wein bestellen könne. Jožka wusste, dass sie sich in einer Region guter Weine aufhalten. Und so ist es auch geschehen. Der neugebackene Sänger brachte eine Flasche einer guten Weinsorte. Nach der Veranstaltung, als einer nach dem anderen den Raum verlassen hatten, kam der Kellner mit dem Wunsch an Jožka heran, die offene Rechnung zu begleichen. Jožka, wieder um eine neue Erfahrung reicher, bezahlte aus eigener Tasche.

Bemerkungen folgender Art von ihm zu hören, sind keine Seltenheit: "Unsere Blaskapelle ist medizinisch sehr gut versorgt. Oft spielt mit uns ein Arzt. Er ist zwar ein Tierarzt, aber es funktioniert ganz gut." Gelegentlich wartet er einer anderen Geschichte auf wie etwa dieser vom Musikantenball: "Einmal bekamen wir von einer holländischen Blaskapelle echte Tulpen aus Holland. Man hat allerdings die angehängte Etikette öbersehen. Darauf stand geschrieben: ´Produktion von Plastikgegenständen Prag´".

Und wie ist die Blaskapelle "Šestka Josefa Konečného" entstanden? Ich merke nur an, dass diese Blaskapelle auch unter dem Namen "Josefkapelle" bekannt ist. Insbesondere in der benachbarten Schweiz hat die Blaskapelle viele Felsenanhänger. Dort wurde sogar ein "Fanclub von Josef Konečný" gegründet mit dem Präsidenten Bruno Schweizer an der Spitze. Einige Clubmitglieder, zu denen auch Hans Elmiger und andere gehören, kommen inklusive ihres Präsidenten regelmäßig zum Musikantenball nach Hodonín, wo die Šestka als ein Fixum des Musikantenballs in der Bar im 1. Stock zur Unterhaltung und zum Tanz aufspielt. Der Name der Blaskapelle wurde nicht von Jožka seinem Namen alleine abgeleitet, wie es im ersten Augenblick scheinen könnte, sondern von den mehreren Josefs, die es in der Blaskapelle gibt. Jožka selbst vertritt die Auffassung: "Je mehr Josef, desto bessere Musik":-) Seine Bemerkungen muss man aber stets mit einer Briese Humor nehmen. Und nun zur Entstehung der Formation.

Josef Konečný war seinerzeit ein Mitglied der Juráčeks, eine Blaskapelle, die in der Podluží-Region sehr berühmt war. Diese Blaskapelle stellte ihr Wirken im Jahre 1990 ein. Kurz nach der Auflösung der Formation wurde Jožka von einem seiner Freunde ersucht, anlässlich der Hochzeit seiner Tochter eine musikalische Umrahmung für diesen Anlass zu organisieren. Da es sich um keine pompöse Hochzeit handelte, ging man von der Vorstellung aus, eine Minipartie auf die Beine zu stellen. In der Tat ging es um eine einmalige Aktion, bei der die Musikanten den Hochzeitszug vom Festhaus in die Kirche und von der Kirche in die Weinschenke begleiten sollten. Die erste schnelle Überlegung ergab: 4 Blasinstrumente, Trommel, Ziehharmonika als Begleitung reichen aus. In der nachfolgenden Überlegung wurde aber die Ziehharmonika durch Tuba ersetzt, da ein Hochzeitzung mit der Ziehharmonika den örtlichen Gepflogenheiten zuwiderlaufen würde. Aus ursprünglicher Formation, die Ad-Hoc entstand, entwickelte sich eine Blaskapelle mit längerer Existenz, die im Tonstudio Rajchman mittlerweile mehrere CD´s aufgenommen hatte. Die neueste CD wird nach dem soeben erfolgten, letzten Feinschiff gerade in diesen Tagen fertig gestellt (März 2011). Die Fans von Josef Konečný können sich daher schon jetzt auf den nächsten traditionellen Auftritt in der Bar des Hodoníner Kulturhauses freuen, wo die letzte CD mit Sicherheit zu bekommen sein wird.


Šestka von Josef Konečný spielt überwiegend Kompositionen, ja, von Josef Konečný:-) Und davon gibt es nicht wenige. Es folgen Kompositionen aus der Feder böhmischer Autoren, gelegentlich wird zu Kompositionen - wie Jožka lakonisch bemerkt - von der "Garage" gegriffen. Als Kompositionen von der Garage werden Polkas, Walzer unterschiedlichen Ursprunges bezeichnet, die von Antonín Doupovec, einem langjährigen Mitglied der Formation (in Šestka spielte er 10 Jahre) und ehemaligem Kapellmeister von Žadovjáci in seiner Garage gesammelt und aufbewahrt wurden. Doupovec hatte in seiner Garage eine ansehnliche Sammlung von über 4000 Stücken. Jožka wurde immer gewarnt: "Wünschen darfst du dir, was dein Herz begehrt, aber nie darfst du verraten, wo sich die Garage befindet":-) An dieser Stelle ist angebracht zu erwähnen, dass an diese Polkas von der "Garage" bereits im Jahre 1997 ein großer Kenner und wohlverdienter Propagator der böhmischen Blasmusik in der Schweiz, Max Waeber aus Pfeffikon, aufmerksam gemacht hat.

Wenn Šestka von Josef Konečný auf Reisen geht und zwar ganz egal in welche Richtung die Partie aufbricht, sind mindestens zwei Konstanten gegeben: a) Jožka seine Notenmappe, die neben dem Bassflügelhorn ins Gepäck kommt, umfasst mindestens 500 Titel und b) den Microbus mit allen Musikanten lenkt Jožka, ohne Rücksicht darauf, ob es sich um eine 10km entfernte Destination Richtung Lanžhot oder - wie es so oft ist - 1000km lange Strecke Richtung Bern handelt:-)

Josef Konečný kam in Čejkovice unweit Hodonín im Jahre 1946 (seine Bemerkung: "Das muss reichen:-)" zur Welt. Dort besuchte er auch die 9-jährige Grundschule. Schon in seinem Knabenalter besuchte er Geigenunterricht. Während seiner Schülerjahre wurde im Ort von Herrn František Škrobák eine Jugendblaskapelle gegründet. František Škrobák, selbst ein begeisterter Musiker, kümmerte sich um die Jugendblaskapelle von A bis Z, insbesondere gab er auch allen Schülern persönlich den Unterricht. Josef neigte stark zur Musik und so spielte er in der Blaskapelle zuerst Bassflügelhorn, dann Bariton. "Herr Lehrer Škrobák war sehr streng", wie sich Josef noch genau erinnert. František Škrobák unterrichtete das Spiel auf alle Instrumente, von der Es-Klarinette bis zur Trommel. Für den Unterricht verlangte er kein Geld, sondern als Endgeltung mussten alle Schüler in seiner privaten Landwirtschaft aushelfen. Proben fanden zwei Mal in der Woche statt. Sie begannen zwar erst um 19:00 Uhr, jeder von der Blaskapelle musste aber bereits um 16 Uhr anwesend sein und bekam vom Lehrer eine Arbeitsaufgabe - je nach seiner körperlichen Disposition - die erledigt werden musste.

Nach Abschluss der Grundschule träumte Josef vom Musikstudium, was aber aus wirtschaftlichen Gründen nicht in Frage kommen konnte. Er absolvierte daher eine Lehre im Bereich der Bautechnik, später besuchte er auch die Höhere Lehranstalt für Bauwesen, die er mit der Reifeprüfung abschloss. In diesem Beruf arbeitete Josef ununterbrochen ganze 40 Jahre, praktisch sein ganzes Berufsleben. Nebenbei spielte er mit den unterschiedlichen Blaskapellen, von denen es in der südmährischen Region stets mehr als genug gab. In den Jahren 1970 bis 1990 spielte er ganze 20 Jahre mit Juráčeks, der Blaskapelle von František Juráček aus Týnec.

Nach ersten Kompositionsversuchen war ihm bewusst, dass er sich die nötige Musiktheorie aneignen muss. Er nahm daher einen Privatunterricht bei Herrn Lehrer Smarda, der in Hustopeče der Musikschuldirektor war. Herr Smarda war nicht nur ein ausgezeichneter Musiker und Pädagoge, aber auch ein sehr zugänglicher, guter Mensch. Auf das Kompositionskonto von Josef Konečný lässt sich eine Reihe gelungener Werke gutschreiben, manche von diesen wurden im europäischen Raum sehr populär. Zu manchen Kompositionen schrieb er auch eigenen, triftigen Text dazu, in dem Lebenssituationen, Bräuche, die lokale Tradition sich widerspegeln. In absehbarer Zeit werde ich an dieser Stelle das komplette Werkverzeichnis seines Schaffens unterbringen.

Josef Konečný und seine Šestka können Fans gepflegter böhmischer Blasmusik den kommenden Monat April 2011 am Musikantenball in Hodonín erleben.

S.a. www.sestka.ch -- www.josefkapelle.ch
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**) Hier wiederhole ich zur Klarstellung: Der Begriff "böhmische Blasmusik" umfasst meiner Auffassung nach die ursprüngliche böhmische, mährische und slowakische Blasmusik, die aber in zunehmendem Maß um weitere blumige Färbungen der europäischen Nachbarn bereichert wird. Es genügt zum Beispiel, einigen österreichischen Blaskapellen genau zuzuhören.