Komponist Ladislav Kubeš Sen. / Skladatel Ladislav Kubeš st.
- Details
- Category: Composers
- Created: Friday, 14 November 2008 18:16
- Last Updated: Tuesday, 04 February 2020 17:24
- Hits: 21939
- DE -
![]() |
Ladislav Kubeš in Kubešova Soběslav 1997 |
Im Zuge meiner Spurensicherung von Komponisten, die mit großer Liebe und besonderem Engagement zum Bestand der böhmischen Blasmusik beigetragen haben, will ich mich in diesem November-Beitrag mit dem in Südböhmen beheimateten Komponisten Ladislav Kubeš befassen.
Der Komponist Ladislav Kubeš wird in Blasmusikkreisen oft erwähnt, gelegentlich auch mit seinem gleichnahmigen Sohn verwechselt. Es wird kaum einen Liebhaber der böhmischen Blasmusik geben, der diesen Namen bzw. die aus seiner Feder stammende Jihočeská polka / Die Südböhmische Polka nicht kennt.
Jihočeská polka |
Eine Polka, die im zentralen Europa mindestens so oft gespielt wird wie die mährische Boršíčanka.
Der Vater von Ladislav Kubeš, Matěj Kubeš, geboren am 13. Jänner 1892 in Veselí nad Lužnicí zog später mit seiner Familie in nahegelegenes Žižkov um, wo er einem ortsüblichen Handwerk nachging, das ein sehr bescheidenes Dasein der Familie sicherte. ...
Ladislav Kubeš wurde als Zwilling mit seinem Bruder Stanislav am 23. Februar 1924 in nahegelegenem Borkovice, einem kleinen, unscheinbaren Dorf unweit von Veselí nad Lužnicí in Südböhmen geboren. Von seiner frühen Kindheit an kam er bereits in der Familie mit aktivem Musizieren in Berührung. Der junge Ladislav lernte mit Vorliebe tiefes Blech und so war er ziemlich früh in der Lage, Tuba, Posaune und Bariton zu beherrschen und seinen Vater auf seinen manchmal ausgedehnten Reisen (bis nach Italien) mit vollem Einsatz zu unterstützen.
Sein Vater war in der breiten Umgebung als ausgezeichneter Kapellmeister und tüchtiger Flügelhornist bekannt. Wie es schon so oft war - etwa im Falle von Vejvodas - spielten in der Kubeš-Blaskapelle gleich mehrere Familienangehörigen gleichzeitig: seine drei Söhne (außer den zwei bereits genannten auch Karel), der Bruder Josef und der Schwager Václav.
Den professionellen Zugang zur Musik sowie den entscheidenden Impuls zum Komponieren und zum Arrangieren vom reichhaltigen musikalischen Volksgut dürfte Ladislav Kubeš während seiner fundierten Ausbildung bei der Militärmusik in Jindřichův Hradec unter der Leitung von Ferdinand Škrobák erreicht haben. Ab diesem Zeitpunkt beginnen seine Erstlingswerke zu entstehen.
Und hier in der Militärgarnison entstand relativ früh Jihočeská polka, eine der meistgespielten Polkas nicht nur in der Heimat, sondern in ganz Europa. Die rasante Verbreitung dieser Polka ist vermutlich auf zwei besonders tüchtige Männer zurück zu führen. den wachsamen Hans Kliment vom Wiener Kliment Verlag, der Anfang der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts diese Polka in sein Verlagsprogramm aufnahm und ihre Verbreitung sicherte sowie dem Liebhaber böhmischer Blasmusik und Geschäftsmann par excellence Ernst Mosch, der diese Polka einspielte und der enormen Nachfrage nach böhmischen Titeln, die am deutschen Markt bestand, zeitgerecht entgegenkam. Die Jihočeská polka ist daher, Dank Ernst Mosch, in Deutschland genauso flächendeckend bekannt wie in Böhmen. Diese Polka bringt bei den Veranstaltungen, auch wenn alle sonstigen Stricke reißen sollten, das Publikum mit Sicherheit auf die Tische. Egal, wie das Stück vorgetragen wird, sehr oft in einer emotional gesteigerten Form, zu langsam, zu schnell, schwerfällig, mit überzogenen Betonungen, etc. (Die Kostprobe oben wird von Kubeš seiner Blatnická Blaskapelle vorgetragen, irgendwie schlicht, leicht, einfach, unspektakulär, fast nachdenklich, ohne Verzögerungen, jedenfalls in Gedanken an Südböhmen, darum auch die Bezeichnung).
Ladislav Kubeš sah es als eine der größten Ehren an, die ihm in seinem Leben zuteil wurden, als er im Jahre 1975, einer Zeit politischer Missstimmung zwischen Österreich und der damaligen Tschechoslowakei (Folgen vom Prager Frühling 1968), vom österreichischen Bundespräsidenten Dr. Rudolf Kirschschläger persönlich eingeladen und in Wien feierlich empfangen wurde. Rudolf Kirchschläger, der Jahre davor als österreichischer diplomatischer Vertreter in Prag tätig war und extrem sensitiv politisch dachte, sah in einer derartigen Geste einen Wink zur Versöhnung an. Die Einladung wurde außerhalb der üblichen protokollarischen Kanäle eingefädelt, denn die tschechische Seite wäre größter Wahrscheinlichkeit mit einer derartigen offiziellen Einladung in keiner Weise einverstanden.
Ladislav Kubeš dachte beim Komponieren seiner Stücke immer an den durchschnittlichen Musikanten, den es vor allem im ländlichen Bereich immer gab (und hoffentlich auch noch lange geben wird). Deshalb sind seine Stücke praktisch von jedem Musikanten problemlos spielbar. Er komponierte über 300 Stücke, in denen seine tief verwurzelte Liebe zur Heimat und ihrer Bevölkerung ihren Niederschlag finden. Er scheute nicht, einen beachtlichen finanziellen und zeitlichen Aufwand unter Einsatz seiner ganzen Familie zu treiben, um mit einfachen, damals verfügbaren Mitteln seine eigenen Partituren in einer Holzbaracke zu vervielfältigen und unter die Blaskapellen zu bringen.
Ladislav Kubeš Senior, von der musikalischen Muse reichlich beschenkt, lebte ein einfaches, bodenständiges und arbeitsames Leben. Er starb am 28. August 1998 in Žíšov bei Veselí nad Lužnicí nach einem reichlich erfüllten Leben.