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Václav Maňas Sen.

Václav Maňas der Ältere wurde am 13. Jänner 1914 in Sehradice, wie alle Maňas, geboren. So wie sein Großvater František (1850) erlernte auch er den Beruf eines Wagners. Als älterster Sohn in der Familie wurde er aber zur Arbeit in der Familienwirtschaft vorbestimmt. Deshalb studierte er auch an der Wirtschaftsschule in Vizovice. Er wuchs zu einem fleißigen, allen Neuerungen damaliger Zeit positiv eingestellten Wirtschaftsfachmann. Nichtsdestotrotz bei allen wirtschaftlichen Arbeiten des Alltags gehörten seine Gedanken vor allem der Musik. Von seiner frühen Jugend zeigte er dafür ein außerordentliches Talent. Er selbst, als er noch lebte, bemerkte stets dazu: „Mein Hauptinstrument ist Geige, aber ich probierte alle Instrumente der Reihe nach, die in einer Blaskapelle gespielt werden. Am Liebsten aber spiele ich Klavier und Orgel, so kann man den Zuhörern in Gesangsbegleitung das rechte Bild der Komposition vermitteln.“

Einen interessanten Augenblick aus seinem Leben erzählt die Schwester von Václav Maňas, Hedvika Maňasová-Bachmanová: „Einmal fuhr Václav mit Kuhgespann Zuckerrüben vom Feld nach Hause. Als ihm plötzlich eine Melodie durch den Kopf schoss, lief er davon und lies den voll beladenen Wagen mit dem Kuhgespann vorm Haus stehen, um die Melodie sofort schriftlich festzuhalten. Eine neue Polka Rozmarýnka kam zur Welt. Danach kehrte er wieder zum Wagen zurück, aber die Kühe mit dem beladenen Wagen waren verschwunden. Nach einer Weile fand er sie im Stalltor voll eingeklemmt, wo die Kühe weder rein noch raus konnten.“ Polka Rozmarýnka gehört zu einem seiner größten Hits.

Václav Maňas behauptete über sich, sowohl im Musizieren wie auch in der Komposition Autodidakt zu sein. Er lernte Noten alleine, nur ganz kurz besuchte er ein Fernstudium für Komposition. In der Zeit, als sie zu Hause noch kein Piano hatten – eine kostspielige Angelegenheit – hatte Václav am Tisch eine Piano-Klaviatur aufgezeichnet und auf dieser lernte er nach Noten spielen. Ein Klavier wurde später gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder František angeschafft und zwar mit gespartem Geld, das František zu seiner Geburt bekam. Den konkreten Anlass dazu gab der Orgelspieler von der 3km entfernten Kirche in Horní Lhota, der Václav einlud, mit ihm abwechselnd den Orgeldienst in der Kirche zu verrichten. Dieses Amt bestimmte Václav sein Schicksal bis in die letzten Tage seines musikalisch reichen Lebens. Das letzte Mal spielte er die Kirchenorgel am 28. September am Tag des Hl. Václav. Als er aus der Kirche ging, warteten auf ihn die Kirchenbesucher mit Gratulationen, dass er so schön spielte. Zwei Tage später, in seinem 83. Lebensjahr starb er plötzlich nach Herzversagen. Er sagte immer, die größte Satisfaktion geben ihm Leute, die ihm beim Verlassen der Kirche den Dank dafür aussprechen, dass es ihnen gefallen hat.

Sein Bruder František sagte gelegentlich, dass Václav alle Instrumente gut spielen konnte, aber an der Geige war er unschlagbar. Kein Wunder. Als junger Bursche gastierte er oft im symphonischen Kurorchester in Luhačovice.

Als Václav Maňas seinen 75-er erreichte, wurde er gefragt, wann er eigentlich zu komponieren begann. „Im Laufe meines Präsenzdienstes“, pflegte er zu antworten, „komponierte ich Stücke mit Text zu feierlichen Anlässen und zu Geburtstagen meiner Kameraden.“ Die erste Komposition war „Pod okny“ / „Unter den Fenstern“, diese kam sehr gut an und ermunterte Václav zur weiteren Kompositionstätigkeit. Im Laufe seines Lebens komponierte er an die 300 Stücke.

Gute Musikanten mit Kompositionsfähigkeiten genossen in den Dreiziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts sehr großes Ansehen. In Sehradice erinnert man sich noch heute daran, welchen Beitrag Václav für das dort ansässige Amateurtheater war. Er besorgte, gemeinsam mit anderen Musikanten ausgezeichnete Musik zu vielen damals gespielten Operetten. Er half auch beim Einstudieren von Gesangspartien. Dabei nutzte er all die Erfahrungen, die er im Laufe seines Lebens sammeln konnte, insbesondere in der Kirchenmusik.

Václav Maňas schrieb Kompositionen sowohl für Blasorchester als auch für größere Orchesterbesetzungen. Zu diesen zählen auch Walzer wie „Valašská dědina, Sehradské mámy, Překrásné Valašsko“ sowie Polkas „Utíká to utíká, Tonička, Rozmarýnka“ und viele andere Volkslieder mehr. Es fehlten auch nicht Kompositionen mit Konzertcharakter, zu denen insbesondere „Valašské tance“ sowie Blasquintetts zählen. Er wurde aber auch durch seine Kompositionen und Arrangements für Traueranlässe bekannt, was mit seiner Tätigkeit als Orgelspieler sicherlich sehr eng zusammenhängte.

Václav Maňas lebte sein ganzes Leben in Sehradice, er blieb als Bauer der Erdscholle treu und die Musik war nie sein Beruf. Sogar nicht einmal den Posten des Kapellmeisters von Sehrad´anka wollte er ständig innehaben, der ursprünglichen Blaskapelle der Maňas. Er bevorzugte seine Landarbeit und das Komponieren, in der Blaskapelle half er als Kapellmeister-Stellvertreter aus. Seine Kompositionen sandte er zu verschiedenen Wettbewerben, wo sie in der Regel stets guten Platz errangen. Er heiratete und zog zwei Söhne heran, wenn wundert es, Václav und František, beide Musiker, Musikpedagogen, Komponisten. Sein Sohn, Václav der Jüngere an die Adresse seines Vaters sagte einmal: „Der Vater war einer der fröhlichsten Menschen, die mir jemals begegneten. Mit der Musik lebte er immer auf und konnte jede Gesellschaft unterhalten, er war gewillt überall und jederzeit zu musizieren.“

Zu Ehren von Václav Maňas entstand in Sehradice ein Blasmusikfestival, das die Bezeichnung „Maňasovy Sehradice“ trägt und jedes Jahr in den Sommermonaten stattfindet. Václav Maňas war auch eine Persönlichkeit, die eine tiefe musikalische Furche in einer Region zwischen dem singenden Slovácko und dem reizenden Valašsko geschlagen hat. Er war der Fortsetzer der musikalischen Dinastie der Maňas.

Skladby Václava Maňase st. / Kompositionen von Václav Maňas Sen.