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Das hohe Niveau im Bereich der Unterhaltungs-, Blas- und Tanzmusik ist in der böhmischen, mährischen, slowakischen Region kein zufälliges Erscheinungsphänomen. Es ist vielmehr das Ergebnis der anhaltenden Gestaltung, Weitergabe sowie Pflege langjähriger Tradition durch viele Individuen, Enthusiasten, Vereinigungen, Blasformationen. Positive Einstellung breiter Öffentlichkeit zu diesem kulturellen Segment  trägt zur Vertiefung dieser Tradition zweifelsohne auch einen markanten Anteil bei.

Až se budeš vdávat Musik, Text Karel Vacek Gesang R.A. Dvorský(1.  Stimme)  und Karel Vacek Melody Boys, Aufnahme  30. 8.1935 ----- "An deinem Hochzeitstag, erinnerst dich vielleicht, dass du meine, die einzige Liebe warst ..."

Der folgende Beitrag ist R. A. Dvorský gewidmet, einer herausragenden Persönlichkeit, die im Bereich der Unterhaltungsmusik  im Zeitraum zwischen den zwei Weltkriegen in unterschiedlichen Formen ein phänomenales Engagement entwickelte. R. A. Dvorský mit seinem ursprünglichen Namen Rudolf Antonín – später legte er sich ein künstlerisches Pseudonym R. A. Dvorský zu – wurde am 24. März 1899 in Dvůr Králové nad Labem (etwa 30 Km nördlich von Königgrätz entfernt) geboren. Dort absolvierte er auch Handelsschule, die ihm später sicherlich zugutekam. In seinem zwanzigsten Lebensjahr ging er nach Prag, wie auch eine Reihe anderer talentierter Leute aus der ganzen Heimat. In seinem fünfundzwanzigsten Lebensjahr bekam er bereits ein Engagement beim tschechischen Rundfunk, wo ihm eine regelmäßig ausgestrahlte Sendung anvertraut wurde. Dort sang er und begleitete sich am Klavier gemeinsam mit dem Violinisten František Cinka, mit dem er auch in seiner Band Melody Makers mitwirkte.

Melody Boys - malé obsazení

R. A. Dvorský  war ein phänomenales Talent. Er beherrschte mehrere Instrumente, unter anderem Klavier und Ziehharmonika, betätigte sich als Sänger, Dirigent, Filmschauspieler, er war Verleger, Organisator, später auch ein erfolgreicher Komponist. Er unterstützte aktiv neue und junge Talente wo es nur ging. Zu Beginn der Dreißigerjahre des vergangenen Jahrhunderts  gründete sein eigenes Swingband, die Melody Boys, um damit zur Gänze seine Vorstellungen über die Unterhaltungsmusik realisieren zu können. Die Spieler in seiner Band waren nicht nur hervorragende Interpreten, sehr oft auch Komponisten (Vacek, Bláha). Die Mitglieder der Band beherrschten alle zusammen um die 20 Blas- und Streich-Instrumente. Das kam dem Geschmack von R. A. Dvorský natürlich entgegen, denn seine Musikvorstellungen lagen in einem sehr breiten Spektrum. Seiner Vorstellung nach musste die gebotene Interpretation mit Originalität funkeln, frisch wirken und musste immer an die Erwartungen des anspruchsvollen Publikums angepasst sein. R. A. Dvorský hatte auch das besondere Talent, sofort zu erahnen, in welcher Stimmung sich die Abendgesellschaft befand.  Danach hatte er immer das Programm genau angepasst. In Prag der Dreißiger Jahre war der Name R. A. Dvorský ein Synonym für kultivierte Tanzmusik. In ganz Europa strahlte sein Stern im Bereich der Unterhaltungsmusik und dementsprechend sahen auch die Kontakte zu den renommierten europäischen Aufnahmestudios aus.  Es ist angebracht noch hinzuzufügen, dass R. A. Dvorský  in etwa 80 Filmstreifen in den verschiedensten Rollen mitwirkte, sei es als Dirigent, Sänger oder als Darsteller oder ziemlich oft, wo er mehrere Rollen gleichzeitig verkörperte. (Zum Beispiel im Streifen "Kamin ohne Feuer" aus dem Jahre 1937, wo R. A. Dvorský den Bankier gemeinsam mit Hana Vítová die Hauptrolle spielte). Es kann davon ausgegangen werden, dass er über 2000 Stücke aufnahm. Die Bekanntesten sind nun auch wieder auf reeditierten CDs zu bekommen.

In der zweiten Hälfte der vierziger Jahre begannen sich über R. A. Dvorský   dunkle Wolken zu bilden. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges erlitt er eine starke Lungenentzündung, womit er de-facto  aus seiner bisherigen Tätigkeit katapultiert war. Zwei Jahre später starb sein Sohn, in den er viele Hoffnungen legte, insbesondere im Zusammenhang mit seinem sehr prosperierenden, in den dreißiger Jahren gegründeten Verlag. Das Schicksal hatte für ihn allerdings noch einen sehr schmerzhaften Schlag in Reserve gehabt. Nach dem kommunistischen Umsturz im Jahre 1948 wurde sein Verlag beschlagnahmt und verstaatlicht und seine weitere Tätigkeit mit allen Mitteln bekämpft.  Er beschloss daher, um eine offizielle Auswanderung in den Westen anzusuchen, um sich weiterhin der musikalischen Tätigkeit widmen zu können. Dies wurde ihm aber verwehrt. Zu Beginn der fünfziger Jahre entschloss er sich, die Heimat illegal zu verlassen.  Von seiner Absicht erfuhr durch wirre Umstände die Staatspolizei. R. A. Dvorský wurde verhaftet und als Staatsverräter zu 5 Jahren verurteilt. Sein angeschlagener Gesundheitszustand war ausschlaggebend dafür, dass er nach drei Jahren das Gefängnis verlassen konnte. Die absolut miese Zeit begann danach. Niemand wollte mit ihm kommunizieren, weil er durch die Stapo-Geschichte gefährlich stigmatisiert wurde. Alle um ihn herum hatten Angst, durch einen Kontakt mit ihm in Schwierigkeiten zu geraten.  Auf sich allein gestellt, begann er in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre zu komponieren.  Etwa ein Jahr vor seinem Ton gelang es ihm, in kleinen, unbedeutenden mittelmäßigen Rollen, völlig unvergleichbar mit seinen Erfolgen in den dreißiger Jahren, im Fernsehen aufzutreten.

R. A. Dvorský,  der unumstrittene King der tschechischen, swingenden Unterhaltungsmusik starb vorzeitig auf Folgen von Krankheiten und der
uferlosen kommunistischen Willkür am 2. August 1966 in Prag.
 WIR VERGESSEN NICHT!