Siegfried Rundel |
Siegfried Rundel wurde am 27. April 1940 in Laupheim geboren. Er erlernte den Beruf eines Werkzeugmachers. Niemand ahnte zu diesem Zeitpunkt, dass er einmal im Verlagswesen im Bereich der Blasmusik eine führende Persönlichkeit sein wird.
Anfangs widmete er sich den heimischen Musikvereinen, er erlernte das Spiel auf der Posaune und unternahm die ersten Versuche, sich als Musikkomponist und Arrangeur zu betätigen. Er widmete seine Zeit dem Studium des Dirigierens. Zu seinen Lehrern gehörten Prof. Hans Felix Husadel, Gustav Lotterer und im Jahre 1961 Helmut Hause-Altendorf, die allesamt der deutschen Blasmusik ihre eigenständige, spezifische Prägung verliehen.
Für Siegfried Rundel war es immer wichtig, sein Wissen und seine Erfahrungen weiterzugeben. Im Jahre 1961 ereilte ihn ein Angebot aus Rot an der Rot. Der örtliche Musikverein bot ihm den Dirigentenposten an. Beinahe gleichzeitig übernahm er den Taktstock der weiteren zwei Musikvereine in Baltingen und Ummendorf. Rundel übernahm darüber hinaus auch Aufgaben im Blasmusikverband wie zum Beispiel die Leitung des Jugendreferates im Kreisverband in Biberach sowie den Dirigentenposten im Kreisverband. ...
Zu Beginn der 60-er Jahre war Rundel klar geworden, dass im ländlichen Bereich dringender Bedarf bestand, im Bereich der kleinbesetzten Kapellen Versäumtes nachzuholen. Zu diesem Zeitpunkt kam er zum ersten Mal auf die Idee, als Musikverleger kleine Blaskapellen mit nötiger Literatur zu versorgen. Das führte ihn letztendlich dazu, im Jahre 1964 seinen eigenen Verlag zu gründen. Er war der erste Musikverleger zwischen der Donau und dem Bodensee, der sich mit Literatur für Blasorchester beschäftigte. Die ersten Erfolge kamen bereits im Jahre 1969, als er sein Verlagsportfolio um eigene Kompositionen erweiterte, die in rascher Folge in der ganzen Welt gespielt wurden. Er arbeitete mit vielen Komponisten zusammen (Bruchmann, Baumann, Boenisch, Goldhammer, Kees Vlak und anderen). Siegfried Rundel unterhielt auch einen engen Kontakt zu tschechischen Komponisten (P. Staňek, Z. Lukáš, E. Zámečník sowie mit Dirigenten berühmter Militärkapellen wie K. Bělohoubek, J. Zeman, V. Béreš, M. Bártek, J. Volf und anderen). In der Tschechischen Republik fand er ein Orchester zur Aufnahme von Kompositionen, die er im Verlagsprogramm führte. Es war die Polizeimusik, damals das Zentralorchester des Innenministeriums mit Sitz in Ostrava. Im Rundfunkstudio in Ostrava entstanden viele Aufnahmen, überwiegend mit tschechischen Kompositionen.
Im Verlag Rundel wurden bisher Werke von insgesamt 57 Komponisten aus der Tschechischen Republik verlegt. In der Summe sind es 323 Werke, davon 212 Originalkompositionen und 111 Arrangements. Sein Verdienst um die Verbreitung der böhmischen Blasmusik außerhalb der Heimat ist enorm und im Bezug auf einen Beitrag der einheimischen Verlage jenseits von vergleichbar. Wie viel Werke erschienen in Panton, Supraphon oder auch in Bärenreiter-Supraphon im Vergleich zu Erscheinungen im Rundel-Verlag? Und das stets mit einem perfekten Drucksatz und CD-Einspielungen. Es war sehr erfreulich, dass Rundel auch besonders anspruchsvolle Werke herausgab, die schwierig zu spielen waren, keine Verkaufsschlager darstellten, dafür aber von einem hohen künstlerischen Niveau waren.
Siegfried Rundel starb am 9. April 2009. Wer ihn kannte, wusste auch, dass sein Wunsch – dem europäischen Kulturnachlass gerecht zu werden – keine leeren Redewendungen waren. Er bemühte sich mit besonderer Anstrengung um einen Dialog zwischen den europäischen Konservatorien und Musikhochschulen. Bis zu seinem Ableben wünschte er sich, dass der begonnene Weg der Bemühung zur Schaffung qualitativ hochwertiger Literatur für Blasorchester - nicht nur in Deutschland - nicht nachlassen möge.
Seine Ehefrau Antonie sowie seine zwei Söhne Stefan und Thomas sind fest entschlossen, den eingeschlagenen Weg von Siegfried Rundel beizubehalten.
Original veröffentlicht in „Naše muzika“, Jahrgang 4, Heft 3/2009
C 2009, german translation by Antonin Sprinzl, www.dechovky.eu
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages Rundel
Původní český článek tohoto německého překladu naleznou zájemci v časopise "Naše muzika", ročník 4, číslo 3/2009