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Vladimír Salčák

Eine der wohl bekannten Persönlichkeiten der Blasmusik-Szene in Mähren ist der in Veselí nad Moravou lebende Kenner und Allrounder, Texter, Komponist, Gestalter von Rundfunksendungen mit Blasmusikthematik,  Moderator von zahllosen Blasmusikveranstaltungen, Touristik- und Sportliebhaber Vladimir Salčák.

Vláďa, wie er von Freunden genannt wird, wurde am 5. April 1936 in unweit gelegenem Weinort Petrov geboren. Die in ziemlich bescheidenen Verhältnissen lebende Familie hatte es aber aus logistischen Gründen bald nach Veselí verschlagen, denn sein Vater war bei der Eisenbahn am Bahnhof in Veselí tätig.

Vláďa wird oft nach seinen musikalischen Wurzeln gefragt. Die gab es im Gegensatz zu anderen musikalisch engagierten Leuten de facto keine. Seine Kindheit war in erster Linie durch Arbeit in den Weingärten gekennzeichnet, wo aber sein Vater, wie sich Vláďa gut erinnert, während der Arbeit viele Volkslieder zu singen wusste.

Vláďa seine musikalische Neigung kam zum Vorschein viel später und wurde eher durch einen Zufall ausgelöst. Seine primäre Freizeitgestaltung galt  bis zu seinem 40-sten Lebensjahr seinem präferierten Hobby Sport und Touristik. Vláďa bereiste mit besonderer Leidenschaft auf unterschiedlichste Weise die ganze Tschechische Republik und die damals offenen östlichen Länder. Dies hat ihm sogar das angesehene Diplom "Mistr turistiky" eingebracht. Mit seiner Lehre in Gbely sowie einem weiterem technisch-orientierten HTL-Studium in Břeclav lag er meilenweit abseit von der musikalischen Szenes.

Der Zufall sowie seine angeborene Neugier brachten ihn in die unmittelbare Nähe der Volksmusik. ...

In seiner anfänglichen Begeisterung in seinen 40-er Jahren lernte er im Schnellverfahren Flügelhorn spielen. Er konnte in der örtlichen Blaskapelle von der Begleitung relativ rasch zum zweiten, später zum ersten Flügelhorn aufsteigen. Unerwartete gesundheitliche Probleme, die zur Implantation eines Kardiostimulators führten, hinderten Vláďa daran, als Bläser in der Blaskapelle weiter mitzuwirken. Die bereits erlebte Nähe zur Blasmusik wollte Vláďa aber nicht leicht aufgeben. Er besuchte Kapellmeister-Seminare und begann sich für die Komposition zu interessieren. Der nächste Zufall wollte es so haben, dass er in einem der Kurse Slávek Smišovský, der als Vortragender mit entsprechender musikalischer Ausbildung engagiert war, kennenlernte. Die vermutlich transparente Darstellung von Smišovský vermochte es mitunter, das in Vláďa der Eindruck entstand, das Komponieren eine leichte Sache sei,  für ihn somit ein interessantes, neues Betätigungsfeld. Aus zahlreichen Gesprächen mit Smišovský weiß ich aus eigener Erfahrung, dass er sich sehr fesselnd ausdrücken kann. Vláďa hat nie "hinterm Berg" gehalten, dass er gar keine musikalische Ausbildung genoss. Bei einem unserer Gespräche hatte er die oft gesagte Meinung auch mir gegenüber ventiliert ... "wenn ich wüsste, dass mir der liebe Gott noch Zehn Jahre schenkt, hole ich die Ausbildung nach". Mit dieser Bemerkung will ich an dieser Stelle seinen stets frischen Elan in seinen 74 Jahren vorweg nehmen.

Und so entstand die erste Komposition, an die die größten Hoffnungen geknüpft wurden. Diese erfuhr aber vom örtlichen Kapellmeister eine vernichtende Beurteilung. Vláďa, der ein vom leben geprüftes, "zähes Holz" war, lies sich aber nicht entmutigen. Er studierte weiter intensiv Literatur und Kompositionen anderer. Nach einer gewissen Zeit wagte er es, die damaligen Größen František Maňas und Slavek Smišovský um eine bescheidene Zusammenarbeit im Kompositions- und Textbereich zu ersuchen. Die Rechnung ging auf. Mit František Maňas hatte Vláďa Salčák im weiteren Zeitverlauf über 60 Stücke als Texter und/oder Komponist geschaffen, ebenfalls viele mit Slávek Smišovský. Die Zusammenarbeit mit weiteren bekannten Komponisten stand nichts im Weg. Vláďa erwies sich als einfallsreicher, treffender Texter.. Es folgte eine fruchtbare Zusammenarbeit mit Dalibor Brázda, Vladimír Fuka, Zdeněk Gurský, Ladislav Hrdlička, Antonín Koníček, Ladislav Kubeš, Jan Lipold, Miloš Machek, Jan Slabák, Áda Školka, Áda Doško, Josef Vejvoda, Jiří Volf, Jiří Vrána und vielen anderen.

Vladimír Salčák, Antonín am 40. Blasmusikfestival in Ratíškovice

Vláďa Salčák, der mit seinem Denken, Empfinden und seiner Lebensweise tief in der Folkloretradition verwurzelt und ein aufmerksamer Beobachter seines sozialen Umfeldes ist, hat die Gabe, im Dialekt ein präzises Wort für komplexe Sachverhalte zu finden. Dies, sein Ehrgeiz  sowie seine Leidenschaft und Schaffenskraft äußert sich auch im Umfang seines Schaffens. Er kann auf über 400 Werke zurückblicken, in denen er sich als Texter, Komponist oder als beides verewigte. Stücke mit seiner Handschrift wurden mittlerweile von vielen mährischen Blaskapellen auf CD´s eingespielt, unter anderem von Bojané, Dolanka, Dambořanka, Frajárka, Hovorané, Lanžhotčanka, Mistříňanka, Moravanka, Pohoranka, Straňanka, Šohajka, Valaška, Vlčnovjanka, Veselané, Vracovjáci, Žadovjáci, Drie Donken und anderen.

Die Stadtverwaltung Veselí nad Moravou beschloss im Mai dieses Jahres, zwei bedeutenden Stadtbewohnern den Stadtpreis für besondere Verdienste im Kulturbereich zu verleihen, Vladimír Salčák sowie Jaroslav Vinklárek, beiden für ihre extensive kompositorische Tätigkeit sowie Engagement im Bereich der Volkskultur.

Jedes Mal, wenn sich mit Vláďa ein Gespräch ergibt, sei es während eines Besuches bei ihm zu Hause, sei es bei unterschiedlichen blasmusikalischen Zusammenkünften, wie etwa beim letzten Blasmusikfestival in Ratíškovice, sitzt vor mir immer ein lebensfroher, aufgeschlossener Gesprächspartner, der trotz seines fortschreitenden Alters und des eingepflanzten Herzschrittmachers stets sehr frisch und jung wirkt.

Kompositionen