S.a. Fotoalbum |
Ob uns das Jahreswetter gute oder weniger gute Weintrauben beschert, die Weinernte und alle Feste, die daran anknüpfen, sind immer ein willkommenes, fröhliches Ereignis. So ist es in allen mitteleuropäischen Ländern, die in klimatisch günstigen Regionen liegen. Südmähren und Weinviertel in Österreich gehört zu einer derartigen, begünstigten Klimazone. Politische Grenzen können wir, liebe Leute, mittlerweile den Historikern überlassen. Und jetzt kommt es: Mikulov / Nikolsburg liegt fast in der Mitte dieses riesigen Weingebietes, das sich nach Norden bis Uherské Hradiště, in den Süden bis nach Wien erstreckt.. Südlich von Wien hätten wir dann unsere lieben blasmusikalischen Freunde in Panonien. Römer, die uns ja den Wein brachten, nannten diese Provinz Illyricum inferius. Diese umfasste Burgenland, den westlichen Teil Ungarns, Oststeiermark und reichte bis nach Slowenien und Kroatien. Überall, wo es Wein gibt, gibt es auch Musiker. Auffallend, oder :-)?
Pálavské vinobraní 2009 in Mikulov fand am 11. bis 13. September 2009 - den trüben Vorhersagen zum Trotz - bei einem herrlichen Herbstwetter statt. Das Fest begann eigentlich schon am Freitag. Für trinkfeste Weinliebhaber bot sich hier eine Marathon-Session von Freitag bis späten Sonntag. Im Stadtzentrum bezogen viele kleine Gewerbetreibende aus naher und fernerer Umgebung Stellung, um mit ihren zum Teil nach uralten Rezepturen hergestellten Spezialitäten das Publikum zu verwöhnen. Mit Wein hätte man sich beinahe waschen können. ...
Bei derartigem Weinfest darf die Blasmusik traditionellerweise nicht fehlen. Eingeladen wurden vier Formationen, das zahlreich versammelte Publikum mit "soft tunes" zu verwöhnen. Der Hauptplatz war voll. Eingeladen wurden die Blaskapellen Bojané, Bučkovanka, Lacáranka und Boršíčanka Antonína Koníčka. Für mich und somit auch für euch, lieber Leser dieser Seiten, Grund genug, dabei zu sein.
Eines darf ich gleich vorwegnehmen. Meinem Eindruck nach haben sich alle vier Blasformationen sehr angestrengt, zu einer wirklich guten Stimmung beizutragen, jede Partie auf ihre Art. Es ist gar nicht so einfach, bei der derzeit zu beobachtenden Fluktuation in den Reihen der Blaskapellen den charakteristischen Sound der Formation beizubehalten.
Bojané erfreuten das Publikum mit Vojta Račický, einer Sänger- Ikone in der mährischen Blasmusik. Vojta ist auch ein Weinbauer und ein erstklassischer Kenner seines Handwerks. Die aus der Slowakei heran gereiste Bučkovanka sollte der Veranstaltung einen "internationalen" Touch verpassen. Für mich ist das vergleichbar, wie wenn sich ein Weinviertler mit einem Wiener zum Glas setzen, es ist vermutlich auch gleich international. Unsere blasmusikalischen Kumpel von nebenan waren aber - vermutlich nach der längeren, strapaziösen Anreise - in einer irgendwie "nachdenklichen" Stimmung. Während ich aufmerksam zuhörte, meinte meine Freundin aus Brünn ... "warum jammern die denn so heftig?". Thja, mir ist die Partie aber sowieso irgendwie sympathisch.
In weiterer Folge betrat das Podium die Blaskapelle Lacáranka. Dem Sänger Pavel Jech, zugleich dem wortgewandeten Moderator der Partie gelang es spielend, innerhalb kürzester Zeit einen Kontakt mit dem Publikum herzustellen. Der Auftritt der Blaskapelle war ungezwungen und sehr aufgelockert, Die Partie bot ein typisch mährisches Repertoire mit einigen Stücken, die mir persönlich besonders nah liegen. Den Abschuss des Nachmittages gestaltete die Blaskapelle Boršíčanka Antonína Koníčka. Die 45 Auftrittsminuten reichen wirklich nicht aus, um irgendwelche Repertoire-Experimente zu wagen. Das galt nicht nur für diese Blaskapelle, sondern für alle vier gleichermaßen. Daher wurden Stücke geboten, die ich ziemlich gut kenne und weiß, dass sie von Antonín in ähnlichen Situationen immer wieder geboten werden.
Alles in allem? Eine sehr schöne, gelungene Veranstaltung.