Miluška Baťková, Mag. Ivo Kylián B-Klarinette, Blaskapelle Ištvánci |
Am 14. und 15. März fand im Hodoníner Kulturhaus zum 39-sten Mal der Ball der Bälle statt, veranstaltet von Musikanten für Musikanten, eben der Musikantenball.
Es bieten sich im Laufe des Jahres generell viele Gelegenheiten, wo ein interessierter Blasmusikfan gepflegte böhmische Kost serviert bekommen kann.
Vorbemerkung zum "böhmisch": Der kürzere Begriff „böhmisch“ steht bei mir als Abkürzung nicht nur für eine böhmisch-mährische Blasmusik, sondern wird stets in einem umfassenderen und meiner Ansicht nach eher zutreffenden Sinn als Platzhalter für böhmisch-mährisch-slowakische Blasmusik verwendet. Es besteht nämlich überhaupt gar kein Anlass, unsere musikalisch, sprachlich und geschichtlich sehr verwandten slowakischen Nachbarn aus dieser „Definition“ auszugliedern.
Hodoníner Musikantenbälle nehmen hinsichtlich gebotener böhmischer Blasmusik eine Sonderstellung ein. Es gibt meines Wissens keine vergleichbare Veranstaltung oder Lokalität, die hinsichtlich des gesellschaftlich würdigen Rahmens, der gebotenen, besonders hohen Interpretationsqualität beiwohnender Blasformationen sowie des breit gefächerten Angebotspektrums mit Hodonín verglichen werden könnte. ...
Diejenigen, die nun erwarten, dass ich eine Reihung der Erfolgreichsten aufstelle und eine Hitparade aus diesem Event ableite, muss ich gleich von vornherein enttäuschen. In meinen Augen war das auch nicht der tiefe Hintergrund dieser Veranstaltung. Vielmehr geht es bei diesen Musikantenbällen darum, Fans, Musiker, Komponisten, Blasmusikfreunde in einer kulturell ansprechenden Umgebung bei standesgemäßer Musik, Tanz und freundlichem Wort zusammen zu führen. Dass sich die Blasformationen für diesen „Abend unter Freunden“ bestens vorbereiten, steht außer Frage. Wer möchte sich auch schon in dieser großen Familie von Verwandten bei einem solchen Festtreffen blamieren, wo beinahe jeder jeden kennt. Wenn ich zu meiner beliebten Metapher einer Alpenblumenwiese zurückgreife, hatten wir an diesen aufeinander folgenden zwei gemütlichen Abenden mit vielen frischen, farbenfrohen Blumen zu tun gehabt, wenn ich an die schön gekleideten Sängerinnen denke, ließe sich die Aussage beinahe wortwörtlich nehmen.
Das blasmusikalische Niveau der teilhabenden Blaskapellen war meinem Empfinden nach nicht nur sehr hoch, sondern im Vergleich zum vorangegangenen Musikantenball bei überwiegender Anzahl von Formationen sogar höher, ohne sich mit subjektiven Details beschäftigen zu wollen. Einige Formationen wirkten derart locker, spontan und musikalisch, dass sie die Euphorie beim Publikum leicht anzünden konnten.
Der Musikantenball in Hodonín hat über das Gesagte noch zumindest eine weitere wichtige Funktion. Diese Veranstaltung stellt einen „Barometer, Börsenindikator“ dar, an dem abgelesen werden kann, ob und wie die böhmische Blasmusik lebt und weiter kultiviert wird. Warum die Beschäftigung mit dieser Frage? Ausgehend von der gegenwärtigen, im starken Umbruch befindlichen Situation in böhmischen Landen in politischer, wirtschaftlicher, soziologischer, kultureller, ökologischer Hinsicht ist es keinesfalls selbstverständlich auf die Frage „Quo vadis böhmische Blasmusik“ sofort eine Antwort zu wissen. Es gibt daher keinesfalls selten Stimmen, denen zufolge sich die böhmische Blasmusik und Folklore bedrohlich zwischen gewaltigen, vom Amigeist und Business geprägten Mühlsteinen befinden.
Auch diesmal ließ der diesjährige Musikantenball einen wärmenden Optimismus aufkommen, dass wir von einer bedrohlichen Entwurzelung einer langen blasmusikalischen Tradition weit entfernt sind. Ich dürfte nicht der Einzige gewesen sein, der von dieser Veranstaltung mit einem guten Gefühl und einem vollen musikalischen Herz nach Hause ging.
S.a. Fotoaufnahmen im Bereich Alben.