"QuasiDechovky" / "QuasiBöhmischen"

Haben Sie diesen Begriff noch nie gehört? Kein Wunder, denn ich führe es gerade ein.

Hierbei handelt es sich um eine Blaskapelle, die sich in mehreren bemerkenswerten Merkmalen von der traditionellen Blaskapelle unterscheidet. Ich berücksichtige jedoch nicht die südböhmische Blaskapelle Babouci, die bekanntermaßen eine der ersten, immer noch unermüdlich aktiven, ursprünglichen tschechischen Blaskapellen mit einer sehr starken Unterstützerbasis in der südböhmischen Region ist.

Nach langem Überlegen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass dieser Ausdruck durchaus passend sein könnte. Und zwar wegen der Besonderheiten, die mir bisher bei manchen Bands bei ihren Auftritten aufgefallen sind. In diesem Zusammenhang muss ich vielleicht nicht betonen, dass ich das gesamte europäische geografische Spektrum im Sinn habe. Für mich stellt sich nun die Frage, ob der neue Ausdruck überhaupt eine Berechtigung haben könnte. Ich denke ja. Daher möchte ich mit diesem Inhalt in diesem Beitrag auf das Thema eingehen.

Vielen Blasmusikbesucheren dürfte das schon längst aufgefallen sein. Den Bands ist es oft auch bewusst, also lassen wir die Namen und konkreten Titel dezent beiseite. Aber was würden Bands nicht für ihr Publikum und ihre "Popularität" alles tun?

Dabei spielt die Psychologie eine große Rolle. Dem „Rezept für einen gelungenen Auftritt“ sollte vor allem eine „TRAUMatisierende“ Komponente nicht fehlen, und zwar insbesondere mit "Traum" und verwandten Begriffen wie „Schein, Illusion, Wahn, Wunsch, Märchen, Magie“ etc. Der Begriff „Traum“, hat auch im Böhmischen ähnliche Konotationen und lässt sich ins Deutsch leicht übersetzen.
Grob gesagt, handelt es sich um Begriffe aus dem weiten Bereich der „TRAUMata“. Dies bringt uns zu einer wichtigen, vielversprechenden Zutat, die - ob bewusst oder unbewusst - gerne berücksichtigt wird. Dabei spielt es vordergründig keine Rolle, in welchem ​​Kontext sie erwähnt oder zur Anwendung kommt. Psychologie in unserer Gegenwart nimmt eine prominente Rolle ein. Sie kommt als "unsichtbares Machtmittel" in unserer Gegenwart in vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens zur Anwendung.

In diesem Zusammenhang mögen einige Beispiele angeführt werden, die die "TRAUMvortellungen" beim Publikum fördern könnten:
„Traumböhmische“, „Waltzertraum“, „Traumpolka“, „Traumliebe“, „Liebestraum“, „Prager Traum“, „Traum Prag“, „Böhmischer Trumpetentraum“ und viele, viele andere. Dabei ist es - wie gesagt - völlig unerheblich, in welcher Form man diese Begriffe verwendet, in einem Song, im Namen einer Blaskapelle, bei einer Veranstaltung u.d.g.m.

Apropos der deutsche Begriff „TRAUM“: Es ist nicht gänzlich unangebracht, den benachbarten Begriff „ALPTRAUM“ auch zu erwähnen, der „Horror*, mitunter auch "schrecklicher Traum“ (TRAUMa) bedeutet.

Un nun nach all den Überlegungen: Was soll ich nun, rein persönlich, mit einem Titel „Böhmischer Traum“ eigentlich anfangen?? Denn die Bezeichnung evoziert in mir erstens überhaupt nichts "Böhmisches" und beim "Traum" tritt ein Mischmasch von Bildern in Erscheinung, die bereits erwähnt worden sind, inklusive "Alptraum". Für mich somit garantiert eine Situation, die "TRAUMa" hervorruft. Wenn ein Titel "Marchpolka Nr. 33" gewählt worden wäre, würden vermutlich andere Empfindungen aufkommen. Freilich, ganz spontan kam mir der Blitzgedanke, der Titel "Böhmischer Witz" wäre angemessener.

Freilich, die Wahl der verschiedenen Namen (Kapellenezeichnung, Stücktitel, Veranstaltungsbezeichnungen etc.) gehören in die generische Kategorie „Schall und Rauch“. Demnach kann jeder unabhängig, nach "Lust und Laune" Bezeichnungen wählen, die seinen/ihren Vorstellungen (und Absichten) genügen.

Nun eine andere Facete, ein anderer Betrachtungswinkel.

Meiner Beobachtung nach drängt sich immer deutlicher ein Phänomen in den Vordergrund, dass eine Blasmusikveranstaltung weniger eine "kulturelle"-, vielmehr "showbusiness"-artige Züge annimmt. Dabei kommen Erscheinungen zum Ausdruck, bei denen machen sich Tendenzen bemerkbar,
den Auftritt zu einer "theatralischen" Form ausartet (leicht überzeichnet hat man gelegetlich mit "Kasperlschow" zu tun). Dabei treten paar Besonderheiten in Erscheinung, die nicht übersehen werden können. Hier mögen nur einige erwähnt werden, die von der "traditionellen" böhmischen Präsentation abweichen, wobei "traditionell" bedeutet in diesem Zusammenhang: Beachtung/Würdigung des Publikums, der Autoren, des Kulturevents, Veranstaltungsrahmens u.v.m.:

Hier nur einige Punkte (die Aufstellung natürlich unvollständig):

+) Es kommt oft vor, dass Blaskapellen dazu neigen, das Publikum "zur Auftrittsbewertung" / zum Applaus zu animieren
(Aplaus an Tischen voll mit Essen/Getränken gerne gesehen).
Die Alternative wäre, mit der Qualität und Originalität des Auftritts eine Situation zu schaffen, in der das Publikum
den Augenblick spontan selbst wählt, wann die Erlebnisintensität der Darbietung/"Leistung" zu honorieren.

+) Zu einem weiteren bemerkenswerten Phänomen gehört, dass der Auftritt oft zu einer Show im "Instrumentenhantieren" abgleitet,
sozusagen "was die Kapelle oder der Einzelne alles kann“. Das hat meistens mit Musik nichts zu tun (für Instrumentenbauer aber durchaus von Bedeutung). Dazu mein Motto:

„Musik ist nicht das Ergebnis der Manipulation von Instrumenten, sondern der in diese übertragenen Gefühle und Gemützustände“

+) Man kann oft auch alle Arten von "Podiumsübungen" beobachten, etwa aus dem Sport und anderen Disziplinen, wenn „Musiker-Instrumentalisten“ eilig hier und da laufen und aus irgendeinem Grund springen. Ja, manchmal - das scheint beliebt zu sein - bewegen sie thytmisch mit dem hintern Körperteil als Tänzer aus e(x | r)otischen Gegenden.

Ich frage mich oft, ob das alles mitunter nicht damit zusammenhängt, dass der Aufführung ein "roter Faden/Inhalt", vermutlich der Gesang, fehlt. Thja, eine Vermutung.

Hier ergänzend noch ein kleiner Mosaikstein zum davor entworfenen Bild.
Am Anfang erwähnte ich die südböhmische Blaskapelle „Babouci“. Stellt euch eimal die Reaktion der südböhmischen Fans vor, wenn der Bandleader, zugleich der Klarinettist, „ohne sichtlichen Grund" unter anderen Kollegen am Podium herumhüpfte, der Tubist ständig mit dem Hintern wackelte und der Schlagzeuger Zdeněk Voráč, gleichzeitig Redakteur des Tschechischen Rundfunks, Sektion České Budějovice (siehe Dechovkoviny), manchmal unter die Trommel fiel. Die anwesenden Kinder hätten sicherlich ihren Riesenspaß an der Show gehabt: Sie hätten gejubelt und wären wahrscheinlich vor Lachen erstickt gewesen. Ich weiß, diese Partie wird es niemals vorhaben, so einen Clip zu drehen. Wir wissen auch warum: Damit würden sie nämlich  die böhmische Blasmusik als „tschechisch-mährisch-slowakisches Familiensilber“ in den Mülleimer der Geschichte werfen. Und das werde ich sicherlich nie erleben.

Nun ja, auf dieser Website www.dechovka.eu "ist gleich" (auch) www.dechostock.eu jetzt „eine andere" Kost.

Der Sänger Milan Černohouz verstarb am 1. Juni 2020 im Alter von 77 Jahren.

"Es ist schwer sich damit abzufiden, dass uns Milan nicht mehr lebend singen wird. Seine unverwechselbare Stimme war immer und bleibt für immer untrennbar mit Blaskapelle Veselka verknüpft. Denn mit uns sang er die ganzen 40 Jahre. Wir erlebten miteinander viele unvergesschliche Augenblicke und erreichten sehr viele bedeutende Erfolge"
kapelník Veselky Ladislav Kubeš