Neu: Europäischer Tempel der Blasmusik |
Liebe Freunde, ich muss euch gestehen, mich lässt die Europäische Meisterschaft in böhmisch-mährischer Blasmusik einfach nicht in Ruhe. Meine Überlegungen lassen sich leicht nachzuvollziehen: Im europäischen Raum gibt es doch sehr viele engagierte Blaskapellen, die doch einen - nehmen wir es gleich vorweg - Meistertitel verdienen würden. So dachte ich mir - mit solchen Einfällen beschenkt mich in der Regel eine schlaflose, verregnete Nacht - ich muß zu diesem Zweck einen einfachen Leitfaden verfassen, wie man es am Besten angeht. (Im Übrigen sollte auch ernsthaft über die Katalogerweiterung der Disziplinen der olympischen Spiele nachgedacht werden).
Die traditionelle, langfristige Vorgehensweise des fleißigen Hocharbeitens, die solche Größen wie Mistříňanka, Stříbrňanka, Šohajka in Mähren oder beispielsweise Tschecháranka, Tidirium in Österreich bisher wählten, darf ich im Vorfeld meiner Überlegungen, ehmmm, gleich als nicht zeitgemäß, ja sogar untauglich hinstellen.
Es muss doch auch hier schnellere und leichtere Wege geben um den olympischen Tempel zu erreichen. ...
Wir haben nun in Europa völlig andere Situation: "the american way of live" der "Wegwerfgesellschaft" sowie quartalsterminierter "Soforterfolge" scheinen zum Alltag zu gehören. Wenn verwundert es daher, dass auch im blasmusikalischen Bereich da und dort das Bedürfnis nach einer raschen "Meisterschaft" innerhalb eines Quartals besteht. "Wursch wie" zu erreichen, wie ein waschechter Wiener lakonisch bemerken würde, Sonst bestünde die Gefahr - so die Diktion der "Sturm und Gedrängten" - im Universum der Blasmusik als winziges Partikel unbemerkt zu bleiben.Langer Theorie, kurzer Sinn. Am Besten nehmen wir gleich ein passendes Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit zur Hand, an dem wir uns grob orientieren können - ein Musterbeispiel.
Die Blaskapelle Křídlovanka - eine "Sturmpartie Jugendlicher" hatte sich offensichtlich vorgenommen, unter allen Umständen nicht im kosmischen Staub zu verkommen. Schließlich kommt es immer auf Prioritäten an. Früher hatte man sich damit den Kopf zerbrochen, welchen Leuten durch die Musik eine Freude zu bereiten, in der business-orientierten Welt von heute hingegen hat man freilich völlig andere Sorgen. "Legitimationen" sind gefragt, egal von wem auch immer "ausgestellt".
Křídlovanka hatte sich daher richtigerweise entschlossen, sich im Jahre 2006 einem einheimisch anerkannten Gremium zwecks Erlangung einer geeigneten Legitimation zu stellen und nahm am Goldenen Flügelhorn in Hodonín teil. Sie landete an einem ehrenvollen 3. Platz. Das war den Bläsern dieser Partie offenkundig zu wenig was Křídlovanka veranlasste, beim nächsten, XVIII. Jahrgang in Hodonín von neuem ihr Können in der Metropole der mährischen Blasmusik unter Beweis zu stellen. Das Ergebnis war ernüchternd, Křídlovanka landete am 5. Platz. Peinlich, peinlich. Jede andere Partie würde wahrscheinlich als Sofortreaktion zwei wöchentliche Proben im Probeplan beschließen.
Křídlovanka hatte sich aber für eine andere Lösung entschieden, die viel rascher und müheloser zum Erfolg führt. Sie nahm teil an der so genannten Europäischen Meisterschaft in böhmisch-mährischer Blasmusik. Und siehe da, wie man ihrer Page entnehmen kann - s. Blaskapelle Křídlovanka - sie gewann dieses epochale Gefecht im Blasen. Oh welch ein Lachen vom Glück übermannter Sieger. Man erfährt dann - nachdem man VSTUPTE / "treten sie ein" wählt - vom großartigen Erfolg irgendwo fern ihrer eigenen blasmusikalischen Heimat, vom Flop zu Hause findet man aber kein Wort.
Ich frage mich nur, worum geht es hier eigentlich? Ist ihre krampfhafte Profilierungssucht im Vordergrund oder der Dienst, den sie der ehrwürdigen böhmischen Blasmusik erweisen wollen?
Absolut traurig finde ich aber auch, dass auf der Titelseite der böhmischen Zeitschrift "Na3e muzika" das gleiche Bild wie auf der Seite von Kridlovanka erscheint. Im Blattinneren kann man aber u.a. vom Ergebnis des Goldenen Flügelhorns nachlesen. Ich kann es mir nicht anders erklären, als irgendwehr im Umkreis der Zeitschrift "falsch spielt". Nach einigen Hintergrundgesprächen mit Blasmusikfreunden in Mähren in vergangenen paar Wochen bin ich mit meiner Meinung nicht alleine.
Zum Glück gibt es meiner Beobachtung nach genügend Blaskapellen, die sich wirklich in den Dienst der Tradition der von unseren Vorfahren begründeten böhmischen Blasmusik stellen. Auf diese Blaskapellen werde ich auf diesen Seiten stets aufmerksam machen.