Die Blaskapelle Hradišťanka vom kleinen Gemeindeort Hradišťe pod Vrátnom hatte am 24. August 2025 sicherlich einen guteen Grund für eine Jubiläumsfeier.

Zeitlich mit dem 30. Jahrgang regelmäßig veranstalteter Blasmusikfeierlichkeiten, feierte sie diesmal auch noch den 40. Geburtstag ihres Bestehens. Dies wurde zumindest auf dem Poster angekündigt. Die angekündigten 40. Jahre seit ihrem Bestehen war jedoch so ein kleiner "Unfug". Jeder kann sich beim Durchlesen der Kapellengeschichte schnell überzeugen, dass die Blaskapelle eine viel längere Tradition hat, die mehr als 100 Jahre in die Vergangenheit reicht. Diese aufregende Geschichte ist auf ihrer WEB-Präsenz festgehalten. Die Kapellengeschichte war durch mächtige Turbulenzen gekenzeichnet, durch Kriege, Auflösungen und wieder durch neue Wiederbelebungensaktivitäten, Grúndungen etc.

Die außergewöhnliche Liebe zur Volksmusik wurde durch das geschichtliche Chaos nicht erschüttert. Diese starke Bindung an Volksmusik und Blasmusik úberdauerte die verschiedenen Wirrnisse der Zeit. Die örtliche Blasmusik wurde stets in Abhängigkeit von den historischen Gegebenheiten mit unterschiedlicher Intensität gepflegt. Die Bedeutung der Volksmusik im Leben der lokalen Bevölkerung genoß und genießt weiterhin durchgehend hohen Stellenwert.

Diese Umstände sind für mich auch immer ein ausreichender Anreiz, einen Themenbeitrag zu verfassen. Der Schwerpunkt meines Bestrebens, projiziert durch www.dechovka.eu, liegt darin, die Bedeutung der Volksmusik im Leben der Bevölkerung auszuleuchten. Denn die Volksmusik als integraler Bestandteil der nationalen Kultur übt ihre positiven, umfassenden, zum großen Teil aber kaum sichbaren Auswirkungen auf den menschlichen Charakter, seine Handlungen und Verhaltensweisen aus.

An dieser Stelle gebührt ein Dankeschön an den örtlichen Blasmusikfan Ing. Juraj Piroha für die freudliche Bereitstellung seiner Videoaufnahmen von diesem Event, die ich für mein Vorhaben anpasste. Genauer gesagt, ich habe den Auftritt der drei lokalen Blaskapellen ein wenig gekürzt und den Auftritt der eingeladenen "ausländischen" Gastformation "aus dem anderen Marchufer", der Blaskapelle Mistříňanka von Antonín Pavluš, ungekürzt belassen.

Zum Schluß möchte ich eine kleine persönliche Bemerkung fallen lassen: Ich gebe zu, dass ich immer ergriffen bin, wenn ich von den slowakischen Vokalisten eine so lieb klingende tschechische Aussprache höre. Tschechen und Slowaken sind zwar "Brüder und Schwestern", wir verstehen uns, keine Frage. Das kann aber keineswegs darüber hinwegtäuschen, dass beide Sprachen reich an sensiblen Stellen sind und manche Abweichungen oft beträchtlich sind. In dieser Hinsicht, so nehme ich an, wird meine Generation aufgrund der seinerzeit gelebten Zweisprachigkeit vermutlich überhaupt kein Problem haben.
Viele werden wissen, warum. Hier füge ich lediglich die ewige Wahrheit hinzu, die die menschliche Geschichte bewiesen hat: „Jede Münze hat eine Rückseite und eine Vorderseite.“

In der Heimat der böhmischen Blasmusik gibt es wohl niemanden, der die Persönlichkeit des Nationalkünstlers Vladimír Menšík nicht kennt. Kein Wunder. Dank seiner profunden Kenntnis der lokalen Menschenseele, stets gepaart mit einem ungewöhnlichen Sinn für Humor, war er bei verschiedenen gesellschaftlichen Anlässen stets willkommen.

Anlässlich seines Geburtstags im nächsten Monat sind im Rahmen der Feierlichkeiten verschiedene Medienbeiträge zu erwarten.

Für deutschsprachige Fans böhmischer Blasmusik möchte ich zunächst kurz auf den Titel „národní umělec“ („Nationalkünstler“) eingehen. Dies ist ein sehr prestigeträchtiger Titel. In der Ttschechoslowakei der Nachkriegszeit wurde der Titel „Nationalkünstler“ vom Staat an tschechoslowakische Künstler verliehen, deren künstlerisches Werk aufgrund seines herausragenden Niveaus einen außergewöhnlich bereichernden Einfluss auf die nationale Kultur hatte.

Und nun zur Blasmusik. Das tschechoslowakische Fernsehen Brno zeichnete eine Sendung mit Blaskapellen auf, zu der Vladimír Menšík als Erzähler eingeladen war. Meine Vermutung: Geschichtenerzähler dieser Art und Qualität werden wahrscheinlich alle 200–300 Jahre geboren.

Es ist bedauerlich, dass solche Videos praktisch unmöglich in eine andere Sprache zu übersetzen sind, denn Sprache ist nicht nur eng mit der Semantik, sondern vor allem mit der Pragmatik des Lebens verbunden. Deshalb versuche ich es erst gar nicht.
Dies ist wahrscheinlich eine „Generationsaufzeignung, die vermutlich nur die Mešík-Generation mit allen Feinheiten zur Gänze verstehen wird.